Computer Historisches

lang lang ist her …

So um Anno 80 ging es langsam los mit den „bezahlbaren“ Computern. Zunächst wurde ein programierbarer Taschenrechner angeschafft TI58. Damit konnte man immerhin 256 Rechenschritte speichern, leider ging alles nach dem Ausschalten wieder verloren. Zu kurz gedacht -so musste der nächste her, TI59 er konnten die Rechenschritte/Programme schon auf kleine Magnetkarten speichern. Hiermit wurde probehalber die monatliche Stundenabrechnung in einem kleinen Betrieb (ca. 20 Mann/Frau) abgewickelt und mit dem zugehörigen Drucker dokumentiert. Mit einem „ordendlichen“ PC und vielen tausend DM später ging das natürlich viel besser.

Es war ein geschlossenes System, was hervorragend rechnen konnte aber für Steuerungsaufgaben nicht gedacht war. Es gab zahlreiche Sonderhefte mit Zusatzschaltungen und Programme um den letzten Rest heraus zu kitzeln aber es blieb ein Taschenrechner. So musste ein anderes System her, wo ich den Bit’s und Byte’s bei der Arbeit zuschauen konnte.

Die ELO (Franzis Verlag) hatte da gerade eine Serie mit einem Selbstbaucomputer aufgelegt – MOPPEL – „Modulares Prozessor-Programm der ELO“ -Klasse System, alles auf Europakarten schön übersichtlich und solide aufgebaut .

Die ersten beiden Platinen (CPU und HEX-Tastatur) geordert und alles schön nach Anleitung zusammengebaut – schon ein schönes Erlebnis wenn die ersten Programmzeilen (Blinklicht etc.) laufen. Und die Progrämmchen blieben sogar ohne Stromversorgung erhalten (2kByte CMOS-RAM mit Batteriepufferung). War auch nötig, den die HEX-Eingabe war ja nicht sonderlich komfortabel, gab aber schlimmeres (Systeme wo alles binär mit vielen Kippschaltern eingegeben werden musste)  😉

Nächste Steigerung war die 32kByte Speicherkarte und das Videointerface mit UHF Modulator. Hierzu benötigte ich auch eine ASCII-Tastatur. Die Originale war mir mit rund 300DM zu teuer, so wurde aus einer ausgedienten Großrechner Tastatur – jede Taste hatte einen Hallgeber – und einer vollen Europakarte mit TTL-Vergleichern eine Alternative gehäkelt. Als Bildschirm diente ein ausgemusteter Fernseher. Was noch fehlte war ein Drucker, vom Arbeitskollegen einen Fernschreiber geschnorrt und ein entsprechendes TTY-Interface gebastelt. Herr Gößler brachte auch einen brachbaren Editor nebst Assembler herraus. Damit war das EVA-Prinzip (Eingabe – Verarbeitung – Ausgabe) komplett. Nur das vorgeschlagene Kasetteninterface machte nicht wirklich Freude, auch die Nachbauten aus Elektor bereiteten mehr Frust als lust.

Mitte der 80er wurden Diskettenlaufwerke erschwinglich – Teac 5 1/4″ zu guten 500DM – der Programmaustausch mit Kollegen war nun kein Problem mehr. Zu Weihnachten 85 kam dann CP/M und damit eine sehr „große“ Programmvielfalt für den Moppel. Es wurde viel gebastelt, Hardware entworfen und wieder versenkt, Erfahrungen mit den Freunden aus dem Moppel-Club ausgetauscht – Goldgräberstimmung.

Aber das Bessere ist des Guten Feind – die c’t brachte einen Bauvorschlag mit dem Hitachi HD64180, da setzte Conitec noch einen drauf – mit 512KByte RAM, Multi IO und Floppy-Interface alles auf einer Europakarte. Bei einem Freund Blut geleckt und die Teile geordert. Das war (zu damaliger Zeit) ein Hammer. Er spielte die üblichen Xt’s mit ihren 4Mhz locker an die Wand. Bei meinem Brötchengeber wurden die Planungsdaten (ausbau Breitbandkabel) mit einer Alphatronic P50 (Z80CP/M-Karte) in das „Marketing-Programm“ nach dBase konvertiert, das dauerte schon mal ein paar Stunden – der HD180 konnte das innerhalb von 20Minuten.

So verdrängte er langsam den Moppel immer mehr, bis er in der Bastelkiste verstaubte. Vor einigen Jahren wollte ich ihn bei eBay verkaufen, kein Interesse – auch unsere Ausbildungsabteilung für Bürokommunikation hatt nur ein mildes lächeln – so’n „alten Schrott“.

Ich halte ihn gerade für Ausbildungszwecke immer noch für gut geeignet, hier kann Mann/Frau noch Hard- Softwarezusammenhänge gut nachvollziehen. Damit stehe ich aber wohl ziemlich einsam auf weiter Flur, sehe ich auch an das schwache Echo im Netz.

Derzeit zählen nur noch GHz und GigaBytes.

Neulich habe ich den Moppel beim Aufgeräumen wieder gefunden. Zum Wegschmeißen zu Schade, es kleben einfach zu viele positive Erinnerungen dran.

So bleibt nur ein Weg – Wiederbelebung